Wechseljahre – stark in die nächste Runde

Über die weiblichen Wechseljahre und erfolgreiche Hormontherapien
shutterstock_240298294_rotated
Shutterstock, Agnes Kantaruk

Dem Wechselbad von Gefühlen, Hitzewallungen, Schlaflosigkeit und Gelenkschmerzen sind Frauen in den Wechseljahren nicht schutzlos ausgesetzt. Die Gynäkologin Sheila de Liz aus Wiesbaden ist überzeugt: Die Achterbahnfahrt der Hormone lässt sich einfacher regulieren, als viele glauben.

 

Ab drei Uhr nachts immer wieder das gleiche Spiel: Angelika Maier wacht auf und kann nicht mehr einschlafen. Die 51-Jährige wälzt sich hin und her, ist nassgeschwitzt. An eine erholsame Bettruhe ist nicht zu denken. Ihre drei Jahre ältere Freundin kennt das auch. Sie erzählt: „Eigentlich bin ich dauernd müde und ständig nervös!“ Was die beiden erleben, müssen viele Frauen in der zweiten Hälfte ihres Lebens durchmachen. Typisch sind jetzt: Hitzewellen, die aus dem Nichts zu kommen scheinen. Eine Traurigkeit und Niedergeschlagenheit, die sich ohne Grund wie eine bleierne Decke über den Alltag legt. Dazu kommen ein Gefühl von Watte im Kopf, Schmerzen in den Gelenken bis hin zu Panikattacken. Und dann zeigt die Waage auch noch ein sattes Plus.

Was nicht alle, aber die meisten Frauen in der Perimenopause und den Wechseljahren durchmachen, ist auf den ersten Blick wenig erfreulich. „Dabei leiden heute viele Frauen unnötig und keine ‚muss da durch‘!“, sagt Dr. Sheila de Liz: „Sind die Beschwerden erst mal identifiziert, können wir viel für unsere Gesundheit und unser Wohlbefunden tun!“, weiß die Frauenärztin und Buchautorin („Woman on Fire“, Rowohlt Verlag, 16 Euro).

Ausgelöst werden die körperlichen wie seelischen Veränderungen durch Hormone, die manchmal schon mit Anfang 40 außer Balance geraten. Die Periode kann unregelmäßig kommen, die Stimmung ist manchmal grundlos im Keller. Manche Frau fühlt sich jetzt schon körperlich und mental nicht mehr so fit wie in ihren 30ern. Das sind typischen Anzeichen der Perimenopause. Bis dann die Regelblutung ganz ausbleibt, kann es noch Jahre dauern. Meist mit Anfang 50 verabschiedet sie sich ganz. Und geht ein ganzes Jahr ohne eine einzige Regelblutung vorbei, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Menopause erreicht ist.

Shutterstock, Roman Samborskyi

Etwa acht Millionen Frauen in Deutschland sind derzeit in den Wechseljahren, aber erst langsam wird darüber offen gesprochen. Und das obwohl mehr als zwei Drittel der Frauen stark unter den Begleiterscheinungen leiden. Es wurde uns nicht vorgelebt: Für unsere Mütter- oder Großmüttergenerationen war es noch ein „Tabuthema“, über das man nicht sprach. Dabei ist der gravierend veränderte Hormonhaushalt, der unser Lebens so stark beeinflusst, ein ganz natürlicher Vorgang.

Meist zwischen Mitte 40 und Mitte 50 stellen die Eierstöcke die Produktion der weiblichen Hormone ein, der Östrogenspiegel sinkt. Kein Eisprung bedeutet aber auch kein Progesteron. „Der fehlende Chill-Effekt dieses Hormons sorgt dafür, dass wir tagsüber dünnhäutig sind und nachts nicht mehr gut durchschlafen können“, so Dr. Sheila de Liz. Hinzu kommt: Ist der Östrogenspiegel im Keller ist, schwankt unsere Laune. Dafür wird uns heiß. Vor allem nachts sind die Hitzewallungen oft so stark, dass der Schlafanzug völlig durchnässt ist.

Übrigens weiß man bis heute noch immer nicht genau, wie die Hitzewellen überhaupt entstehen. Es gibt dazu verschiedene Theorien. „Tatsache ist aber, dass sie lediglich ein Hilferuf des Körpers sind“, so die Gynäkologin: „Sie stehen stellvertretend für den Hormonmangel an allen Organen, und die meisten Alterserkrankungen können aufgrund hormoneller Defizite überhaupt erst Fuß fassen.“ Es gibt nämlich kaum ein Organ, das keine Rezeptoren, also Andockstellen für Östrogen hat. Das bedeutet, dass selbst nach den Wechseljahren, also meist Ende 50, die gesundheitlichen Dauerprobleme wie Gelenkschmerzen, Osteoporose, hoher Blutdruck, hoher Cholesterinspiegel und Depressionen erst richtig anfangen.

Auch die Muskulatur leidet unter dem Hormonmangel. „Alles wird schlaffer, auch der Beckenboden sowie die Haut. Das liegt am Abbau von Kollagen, das einfach nicht mehr nachproduziert wird“, erklärt die Frauenärztin. Kollagene finden sich u.a. in den Fasern von Sehnen, Bändern, Knochen, Knorpel und der Haut. „Dazu kommen trockene Augen und Herzrhythmusstörungen. Sogar der Magen-Darm-Trakt ist betroffen und reagiert mit Blähungen. Und natürlich leidet auch die Vagina“, sagt Dr. Sheila de Liz.

Warum die Natur das so eingerichtet hat? Vereinfacht gesagt: Sind Frauen nicht mehr gebärfähig, haben sie ihre Aufgabe verloren. Zur Arterhaltung werden sie schlichtweg nicht mehr gebraucht. Und es ist nicht mal so lange her, da war für Menschen mit spätestens 40 Jahren auch das Lebensende erreicht. Wenn wir heute aber 40 werden, liegt noch die Hälfte unserer Lebenszeit vor uns. Trotzdem müssen Frauen sich in den nächsten Jahrzehnten mit Abbauprozessen und den Folgen des Hormonmangels herumplagen.

Es sei denn, wir unternehmen etwas dagegen. Eine Lebensumstellung kann jetzt viel bewirken. Dazu gehört auch: Weniger und gesünder essen und sich mehr bewegen. Denn in den Wechseljahren verändert sich der Stoffwechsel, wir brauchen jetzt weniger Kalorien als früher. Wer jetzt weiterisst wie bisher, muss sich nicht wundern, wenn Jahr für Jahr mehr Pfunde an uns haften bleiben.

Shutterstock, Rido

Sport und ausreichend Bewegung in den Alltag zu integrieren – das kann sehr effektiv das Gewichtsmanagement unterstützen. Aber nicht nur das: Es sorgt dafür, dass unsere Knochen und Gelenke genügend Nährstoffe bekommen und verhindert, dass sich die Muskeln zurückbilden. Wenn wir uns viel draußen bewegen, kann der Körper durch die Sonneneinstrahlung auch vermehrt Vitamin D produzieren. Das brauchen wir dringend für den Knochenaufbau und -erhalt: Ein wichtiger Schutz gegen Osteoporose.

Sport hat aber noch einen klasse Nebeneffekt: Er wirkt sich positiv auf unser Selbstbewusstsein und unsere Psyche aus und kann uns so aus den Stimmungstiefs herausholen. Denn seit neuesten weiß die Wissenschaft: Muskeln sind in der Lage, Glückshormone zu produzieren. Speziell Yoga und Meditation haben dazu aber zusätzlich noch einen ausgleichenden Einfluss auf die Hormone. Allerdings können sie die Produktion von Östrogen nicht neu entfachen, wenn der Körper sie altersbedingt eingestellt hat.

Viele Pflanzen enthalten Phytohormone, die jetzt helfen können. Das sind Pflanzenstoffe, die im Menschen wie Hormone wirken können. Dazu gehörten die Isoflavonoide, die besonders reichlich in Soja, Kichererbsen und etwas geringer in anderen Hülsenfrüchten vorkommen. Und die Lignane, die hoch konzentriert in Leinsamen, allen Getreidesorten, Mais, Früchten und Gemüsen stecken. „Werden diese Phytohormone in natürlicher Form oder als konzentriertes Präparat aufgenommen, lindern sie deutlich die häufigsten Symptome der Wechseljahre“, so Prof. Dr. Ingrid Gerhard. Die Gynäkologin und Buchautorin („Frauengesundheit. Ganzheitliches Heilwissen für Körper & Seele“, 24,99 Euro, Trias Verlag) hat sich auf Naturheilkunde spezialisiert und weiß aus ihrer Erfahrung; „In leichten Fällen können die Phytohormone sogar eine Hormontherapie vollständig ersetzen. Übrigens ein Grund dafür, dass Vegetarierinnen mit ihrem hohen Pflanzenverzehr kaum unter Wechseljahres-beschwerden leiden.“

In den meisten Fällen kommen Frauen aber nicht um eine Therapie mit bioidentischen Hormonen herum. Dr. Sheila de Liz: „Die ist für fast alle Frauen sinnvoll, die damit früh genug anfangen. Es ersetzt die fehlenden Hormone, die quasi dadurch wieder aufgefüllt werden.“

Übrigens: In Kulturen, in denen sich der gesellschaftliche Status der Frau mit zunehmenden Alter erhöht – zum Beispiel in Indien, China und Japan – leiden Frauen viel weniger unter Wechseljahresbeschwerden!

Sport hat aber noch einen klasse Nebeneffekt: Er wirkt sich positiv auf unser Selbstbewusstsein und unsere Psyche aus und kann uns so aus den Stimmungstiefs herausholen. Denn seit neuesten weiß die Wissenschaft: Muskeln sind in der Lage, Glückshormone zu produzieren. Speziell Yoga und Meditation haben dazu aber zusätzlich noch einen ausgleichenden Einfluss auf die Hormone. Allerdings können sie die Produktion von Östrogen nicht neu entfachen, wenn der Körper sie altersbedingt eingestellt hat.

Shutterstock, almaje

Bioidentische Hormonersatztherapie

Bioidentische Hormone werden im Labor aus dem Stoff Diosgenin hergestellt, der wiederum aus der Yamswurzel gewonnen wird. Mit der Gabe dieser bioidentischen Hormonen, die den menschlichen nachgebaut werden, wird die Menge an Hormonen nachgefüllt, die jetzt fehlen. „Damit verbessert sich die Lebensqualität der Frauen enorm. Denn der Kollateralschaden, der durch den Mangel an Hormonen in allen Organen angerichtet wird, ist deutlich höher als das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken“, betont die Gynäkologin Dr. Sheila de Liz: „Außerdem bekommen Frauen durch die bioidentischen Hormone keinen Brustkrebs. Hormone wirken vitalisierend und wachstumsfördernd auf alle Zellen, somit auch auf Krebszellen, die bereits vorhanden sind,  aber sie lösen keinen Krebs aus. Da wir in der Brust überdurchschnittlich viele Hormonrezeptoren haben, bekommt dieser Bereich entsprechend viele Hormone.“ 

Eine französischen Langzeitstudie belegt: Diejenigen Frauen, die mit bioidentischen Hormonen gut eingestellt waren, zeigten sich in der Studie am gesündesten und hatten weniger Krankheiten als die Frauen, die keine Hormonersatztherapie bekamen. 

Bei der Therapie wird durch einen individuellen Bluttest ermittelt, welche Hormone und in welcher Konzentration jetzt eingenommen werden bzw. als Gel auf die Haut auftragen werden sollten. Dr. Sheila de Liz:  „Das goldene Fenster öffnet sich für Frauen, wenn sie in die Wechseljahre hineinkommen – etwa zwischen dem 45. und 53. Lebensjahr. Es bleibt mindestens sieben Jahre offen. Wenn man in diesem Zeitraum anfängt, bioidentische Hormone zu nehmen, ist das am günstigsten,  weil man es dann schaffen kann, Wechseljahresbeschwerden rückgängig zu machen, Organschäden aufzuhalten und einen gesundheitlichen Ist-Zustand zu erhalten. Die Hormone kann man dann bis ans Lebensende nehmen, es sei denn, es kommt etwas Entscheidendes – wie zum Beispiel ein Schlaganfall – dazwischen.“

Leidest du unter Wechseljahresbeschwerden? Wie gehst Du damit um? Was hilft Dir dagegen?

3 Antworten

  1. Typisch es geht mal wieder nur um die Ladies. Wir Männer haben auch Wechseljahre!!! Natürlich äußert sich das nicht so stark in körperlichen Beschwerden (obwohl es das auch gibt!!) aber auf jeden Fall merkt man psychisch eine Veränderung. Stichwort: Midlife-Crisis. HA HA HA

  2. Hey, das Buch von der Gynäkologin Sheila de Liz ist der Knaller, Mehr als 80 Prozent aller Frauen im Alter von 45 bis 70 Jahren leiden während der Wechseljahre unter Hitzewallungen. 8o Prozent!!!! Zum Glück gibt es Abhilfe dagegen. Ich nehme die Hormoncreme, das ist so ein Spender, wo man sich die Creme auf die Haut machen muss. Ich tue es jeden Tag auf die Unterarme. Seitdem geht es mir viel viel besser

Schreibe einen Kommentar

JETZT 20,00 € AMAZON GUTSCHEIN SICHERN

Schön, dass Du unsere Artikel liest! Wir würden Dich sehr gern auch als Newsletter-Abonnent gewinnen, um Dich mit exklusiven Inhalten und den allerneuesten Artikeln zu inspirieren. Als kleines Dankeschön schenken wir Dir einen 20,00 € Amazon Gutschein*.

Melde Dich zum Marie&Henry Newsletter an und hol Dir Deinen 20,00 € Amazon Gutschein*

*solange der Vorrat reicht

Liebe Marie&Henry Leser,

mit gemischten Gefühlen möchten wir euch heute sagen, dass für uns, fünf Menschen in ihren besten Jahren, unser Herzensprojekt Marie&Henry an dieser Stelle leider zu Ende geht.

Wir haben Geschichten erzählt, die uns bewegt und inspiriert haben und stolz mit angesehen, wie unsere Leser mit uns gewachsen sind – leider nicht in dem Maße, dass sich das Ganze langfristig trägt.

Obwohl wir die Plattform einstellen, bleibt unsere Liebe zur Gestaltung inspirierender Inhalte ungebrochen und wenn eine*r von euch eine Idee hat, wie die Reise mit Marie&Henry doch noch weitergehen könnte, oder etwas ganz Neues, her damit hallo@marie-henry.de

Abschließend ein herzliches DANKE an unsere Leser, Autoren und alle, die Teil dieser wundervollen Reise waren. 

Bis bald,

Chris, Isa, Andrea, Judith und Corie

Oops! Aktuell sind alle Gutscheine vergriffen, doch wir laden gerade nach! Bitte schau in ein paar Tagen vorbei, dann sollten wieder welche verfügbar sein.