So einfach gelassen und entspannt werden

Das haben wir uns verdient: eine große Portion Gelassenheit und eine entspannte Sicht auf die Dinge des Lebens
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Shutterstock, MakanaCreative

Kennst Du das? Du hast 1000 Dinge zu erledigen und bist völlig gestresst und angespannt. Beim Blick auf Deine To-do-Liste merkst Du, dass die To-dos statt weniger immer mehr werden. Nervös fragst Du Dich, ob Du diesen Berg überhaupt bewältigen kannst.

Mir passierte das ständig. Ich setzte mich total unter Druck, um auch den letzten Punkt meiner Liste schnellstmöglich abzuarbeiten. Ich war stolz darauf, dass neben meinem Vollzeitjob, auch das Kind versorgt und der Einkauf erledigt war, das Haus blitzblank glänzte, im Garten kein Unkrauthälmchen die Ordnung störte und das Abendessen frisch zubereitet auf dem Tisch stand. Nebenbei telefonierte ich mit Handwerkern, Behörden, vereinbarte Arzttermine und half der Nachbarin die Katze einzufangen. Abends fiel ich todmüde auf die Couch.

Ich freute mich noch auf einen meiner Lieblingsfilme aus den 80ern. Aber Goldie Hawn musste mal wieder ohne mich Kurt Russel anzicken, um später in seine Arme zu schwimmen – ich war eingeschlafen. Irgendwann wachte ich auf, weil mein linkes Bein und meine rechte Hand kribbelten. Am nächsten Morgen war schon das Aufrichten in eine sitzende Position eine Qual. Mir tat der Rücken weh und ein gemeiner Muskelkater hatte meinen Körper annektiert. Im Bad angekommen fragte ich mich, was Alice Cooper hier zu suchen hatte. Ach nein, das war ja ich – ich hatte vergessen, mich abzuschminken. Solche Tage konnten nicht gut werden. Ich war immer dauergestresst.

Gelassenheit ist erlernbar

Ich beneidete Menschen, denen Ruhe und Gelassenheit schon in die Wiege gelegt wurde. Nichts kann sie so leicht umhauen. Sie sind wahrscheinlich gesünder, zufriedener und selbstbewusster als wir, die wir unter unentspannter und rastloser Betriebsamkeit leiden.

Aber es gibt gute Nachrichten!

Der Druck, unter den wir uns selbst setzen, und unsere innere Unruhe müssen nicht in Stein gemeißelte Attribute unserer Persönlichkeit bleiben. Gelassenheit kann erlernt werden. Aber wie bei jedem anderen Training steht vor dem Erfolg Arbeit, Ausdauer, Mut und der Wille, sich darauf einzulassen.

Mit den folgenden Tipps kannst Du es schaffen, aus Deinem Höchstleistungshamsterrad auszubrechen und gelassener zu werden:

Ziele festlegen

Wenn wir etwas im Leben erreichen möchten, setzen wir uns Ziele, die uns eine klare Richtung vorgeben. Zum Thema Gelassenheit denke ich dabei spontan an: „Zeit nehmen, dankbar und ehrlich sein, Stress abbauen“. Jede*r hat seine/ihre ganz individuellen Ziele. Aber alle Ziele, so persönlich und unterschiedlich sie auch sein mögen, haben eines gemeinsam. Die Chance, sie zu verwirklichen, steigt, sobald ein Ziel festgelegt wurde.

Eines meiner wichtigsten Ziele ist und bleibt, mich selbst so zu akzeptieren und zu lieben, wie ich bin. Ich denke, dass die Akzeptanz und Liebe des eigenen Charakters, Körpers, des ganzen Ichs, wichtige Schritte in Richtung Gelassenheit und Souveränität sind.

Und wie sieht es bei Dir aus? Welche Meilensteine oder Ziele kannst Du für Dich auf dem Weg zu Gelassenheit und Ruhe festmachen?

Prioritäten setzen

Es sind meist wir Frauen, die sich unter Druck setzen und am liebsten alles immer gleich erledigen würden. Dieser Drang trägt den schönen wissenschaftlichen Namen „Präkrastination“ – Du siehst, unser Problem ist bekannt. Leider kommen wir damit überhaupt nicht weiter. Ganz im Gegenteil. Wir geraten zunehmend unter Stress und wenn es ganz schlimm kommt, leiden wir irgendwann an stressbedingten Krankheiten.

Wenn Dir das bekannt vorkommt, versuch es mit seinlassen. Nach einem stressigen Arbeitstag schmeckt der Familie auch mal eine Fertigpizza und der/die Partner*in sieht auch in einem ungebügelten T-Shirt richtig gut aus.

Strukturiere Deinen Tag und vergiss dabei auf keinen Fall Deine persönlichen Erholungspausen. Hier hilft Dir bei der Planung z. B. Kalender und To-do-Listen.

Grenzen ziehen

Persönliche Grenzen sind wichtig für uns, denn wir möchten nicht schlecht behandelt oder ausgenutzt werden. Und trotzdem passiert es immer wieder, dass wir uns unnötig unterordnen und zähneknirschend Dinge erledigen, die wir gar nicht möchten.

Warum fällt uns das Setzen von persönlichen Grenzen so schwer? Es ist ganz einfach. Wir haben Angst, anzuecken, abgelehnt zu werden, und scheuen uns vor Konflikten. Deshalb verlassen wir diese „WhatsApp“-Gruppe nicht, obwohl uns das ständige Witzige-Bilder-Geposte unbewusst stresst. Anstatt die Nachrichten zu ignorieren, antworten wir oder senden wenigstens ein kicherndes Emoji.

Wenn es Dir auch so geht, ist es an der Zeit, die eigenen Grenzen auszuloten und zu lernen, „NEIN oder STOPP“ zu sagen. Das ist gar nicht mal so schwer, denn wir kennen unsere Grenzen meist ganz genau.

Versuch es. Auch hier ist es hilfreich, wenn Du Deine individuellen Grenzen aufschreibst. Kommuniziere ruhig, selbstbewusst und klar, wo Deine Grenzen sind. Begründe Deinen Standpunkt und bleibe stark dabei. Lasse nicht mehr zu, dass Deine eigenen Grenzen überschritten werden.

Bewegung und Entspannung

Mache, was Dir Spaß macht. Sport, Meditation, Yoga, Atemübungen u. v. a. m. schütten Glückshormone aus und baut Stress ab.

In angespannten Situationen kann schon eine kleine Atemübung helfen, ruhiger zu werden, die Pulsfrequenz zu senken und die Konzentration zu stärken. Ich möchte Dir hier eine einfache Atem- Meditation vorstellen, die gut wirkt, wenn Du Dich darauf einlässt:

  • Stelle, setze oder lege Dich bequem hin
  • Schließe die Augen
  • Konzentriere Dich nur auf Dich selbst
  • Atme tief und ruhig und nehme Dich wahr – spüre Deinen Körper
  • Lege Deine Hände auf Deinen Bauch unterhalb des Bauchnabels und fühle, wie sich
  • Dein Zwerchfell beim Atmen hebt und senkt, wie sich Deine Lungen ausdehnen
  • Atme nun vier Sekunden lang ein
  • Halte für vier Sekunden die Luft in der Lunge
  • Atme danach vier Sekunden aus
  • Halte die Luft für vier Sekunden an
  • Beginne wieder von vorn

Übe etwa fünf Minuten. Du wirst Dich nach dieser Atemmeditation ruhiger und entspannter fühlen.

Menschen beim Yoga im Freien
Shutterstock, Rido

Es gibt viele Möglichkeiten, auch zwischendurch kurz innezuhalten und mit einer kurzen Übung zu entspannen. Apps oder Videos bieten gute Anleitungen von A wie Anfängeryoga bis hin zu Z wie Zirkeltraining an. Viele davon sind kostenlos, können leicht installiert werden und schon kann es losgehen.

Wenn Du nicht allein trainieren, meditieren, wandern usw. möchtest, dann melde Dich bei einem Verein oder in einem Fitnessstudio an.

Und noch ein Tipp: Viele Krankenkassen bezuschussen oder übernehmen sogar die Kosten für Präventionsangebote. Nachfragen lohnt sich.

Kontrolle abgeben

Jetzt wird es für viele von uns schwierig – Kontrolle abgeben und geschehen lassen. Sofort schrillen die Alarmglocken. Wie sollen wir Kontrolle abgeben, wenn wir doch ganz genau wissen, dass alles am besten klappt, wenn wir es selber machen. Wir möchten bestimmen, was, wie, wo und wann erledigt wird. Dann brauchen wir nichts zu kontrollieren und könnten beruhigt schlafen, denken wir. Aber das stimmt nicht so ganz. Mit unserem Kontrollwahn und dem Bedürfnis, alles selber zu machen, haben wir viel zu viel zu tun. Unser Kopf arbeitet ununterbrochen und wir werden oft um unseren Schlaf gebracht.

Wir sollten lernen, anderen zu vertrauen und auch ihre Lösungswege zu akzeptieren. Diese sind vielleicht ungewohnt und ganz anders, aber möglicherweise sogar besser als die unseren.

Das wird nicht einfach. Versuche es trotzdem. Stelle Dich Deinen Ängsten, lasse geschehen. Du wirst feststellen, dass das Leben ruhiger, leichter und gelassener wird, wenn man nicht mehr alles selber machen „muss“.

Alltagspausen

Genieße den Moment. Schalte die Klingel- und Benachrichtigungstöne Deines Smartphones aus, hör Musik, tanze oder meditiere, schalte Dein Kopfkino an und gebe Dich ein paar Tagträumen hin.

Ich habe mir Playlists für jede Stimmung mit meiner Lieblingsmusik, mit Naturgeräuschen, mit Meditations- und Entspannungsmusik zusammengestellt. Ganz nach Tagesform dröhnt mir dann entweder ein Gitarrensolo von AC/DC um die Ohren, während ich ein anderes Mal in Tagträumen mit dem wunderbaren Sound des Meeres versinke. Es ist ein so herrliches, befreiendes Gefühl, kurz den Alltag loszulassen, eine Pause einzulegen und zu machen, was gerade dem Gemüt guttut.

Frau mit Brille auf dem Sofa sitzend
Shutterstock, insta-photos

Viele Gelassenheitsübungen lassen sich gut in den Alltag integrieren. Es gibt immer ein paar Minuten, um das Smartphone auszuschalten, Atemübungen zu machen oder einfach mal den Moment zu genießen.

Noch lerne ich, den Ups und Downs in meinem Leben ruhig und besonnen zu begegnen. Es ist nicht immer leicht, gelassen zu bleiben, es reicht schon, Nachrichten zu schauen.

Gelassenheit bedeutet nicht, stoisch den Stress abprallen zu lassen. Gelassenheit bedeutet für mich, die richtige Einstellung und das richtige Maß zu finden, mit denen ich mich schwierigen Situationen stellen kann. Dieses Maß zu finden, wird nicht einfach, aber ich habe mich auf die Suche begeben. Auf die Suche nach „zufriedener Gelassenheit und entspannter Heiterkeit“1. Denn dies sind auch für mich, wie der Schriftsteller Peter Bischoff so treffend feststellte, „die wahren Freunde des Alterns“2. (1,2 Zitat von nach Peter Bischoff / Schriftsteller)

Wie ist das für Dich: welche Situationen fordern Deine Gelassenheit besonders heraus?

3 Antworten

  1. Netter Artikel, es wäre schön wenn es wirklich so einfach wäre, was es im Leben leider nicht ist. Ich begleite gerade meine Mutter in die letzten Meter, sie ist so verwirrt, dass sie mich nicht wieder erkennt. Für mich ist es, als wäre sie bereits tot, in dem mir bekannten Körper steckt eine fremde Frau. Manchmal wies sich nicht, wie ich das schaffen soll

  2. Liebe Natalie, Danke für Deinen Mut, Dein Sorgen so offen mit uns zu teilen. Du schreibst, du weisst manchmal nicht wie Du das schaffen sollst – auf jeden Fall musst Du da nicht allein durch. Es gibt viele Beratungsstellen und Hilfsangebote, die Angehörigen von kranken und älteren Menschen in diesen Zeiten beistehen, Fragen beantworten und wertvolle Tipps bereit halten. Guck doch mal, was es in Deinem Umfeld für Angebote gibt und nimm dies in Anspruch. Wir wünschen Dir ganz viel Kraft, Herzlichst, Marie & Henry

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Liebe Marie&Henry Leser,

mit gemischten Gefühlen möchten wir euch heute sagen, dass für uns, fünf Menschen in ihren besten Jahren, unser Herzensprojekt Marie&Henry an dieser Stelle leider zu Ende geht.

Wir haben Geschichten erzählt, die uns bewegt und inspiriert haben und stolz mit angesehen, wie unsere Leser mit uns gewachsen sind – leider nicht in dem Maße, dass sich das Ganze langfristig trägt.

Obwohl wir die Plattform einstellen, bleibt unsere Liebe zur Gestaltung inspirierender Inhalte ungebrochen und wenn eine*r von euch eine Idee hat, wie die Reise mit Marie&Henry doch noch weitergehen könnte, oder etwas ganz Neues, her damit hallo@marie-henry.de

Abschließend ein herzliches DANKE an unsere Leser, Autoren und alle, die Teil dieser wundervollen Reise waren. 

Bis bald,

Chris, Isa, Andrea, Judith und Corie

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