Lernen als lebenslanger Prozess, der Freude macht

Leben, um zu lernen
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Sich neues Wissen anzueignen hört längst nicht mit Schule und Studium auf. Heute weiß man, dass Lernen ein lebenslanger Prozess ist, der durchaus Freude macht. Mehr noch: Es lässt uns zufrieden und selbstbewusst werden!

Lernen beginnt längst vor dem ersten Schrei: Ungeborene lernen, die Stimme der Mutter von anderen zu unterscheiden. Die Schnelligkeit, in dem aus dem Embryo ein fertiger Mensch wird, gibt auch später das Tempo an: Atmen lernen, sehen lernen, krabbeln lernen, laufen lernen, sprechen lernen. Das alles wird rasant bewältigt. Und: Lebenslanges Lernen heißt die Devise, mit der wir an den Start gehen. Das Leben selbst gibt dabei die Aufgaben vor.

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Dieser Spruch, mit dem Lehrer früher Schüler zu motivieren versuchten, ist aber längst passé. Heute weiß man: Sich Wissen anzueignen, das können wir auch noch im hohen Alter. Durch unterschiedliche Studien haben Mediziner und Psychologen in den führenden Gehirnforschungszentren weltweit bewiesen: Alter schützt vor Klugheit nicht. Auch Hans kann lernen, was er als Hänschen verpasst hat.

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Nervenzellen verdichten sich zu Datenautobahnen

Aber was passiert eigentlich beim Lernen? Wissenschaftler sagen: Es ist in erster Linie ein biochemischer Vorgang, bei dem sich Nervenzellen mit Hilfe von Synapsen zu regelrechten Datenautobahnen verdichten. Wird eine neue Fertigkeit immer wieder eingeübt, verbreitert sich die »Schnellstraße« sozusagen von ein, zwei auf sechs oder acht Spuren.

Wann immer wir unser Gehirn benutzen, ändern sich die Verbindungen zwischen den Nervenzellen – Tag für Tag, und zwar bis ins hohe Alter. Auch in Gehirnen von Erwachsenen werden noch neue Nervenzellen gebildet, und zwar genau dort, wo sie stressbedingt absterben. »Gebrauchen« wir unser Köpfchen, entstehen Spuren im Gehirn. Es sind Spuren der Erfahrung. Wenn sie emotionaler Art sind, werden die Rillen besonders tief – dafür sorgen bestimmte Systeme, die bei positiven wie negativen Gefühlen anspringen.

Spaß ist die Zauberformel

Lernen mit Spaß ist also die Zauberformel. Und sie wirkt gleichzeitig wie ein Beschleuniger. »Glück und Lernen hängen in unseren Köpfen ganz eng zusammen«, weiß Prof. Manfred Spitzer, Hirnforscher und Psychiatrie-Professor in Ulm. Und zwar in beiderlei Richtung: Verantwortlich für positive Gefühle ist das sogenannte Glückszentrum im Gehirn. Ist es aktiviert, werden unterschiedliche Stoffe wie zum Beispiel der Neurotransmitter Dopamin – auch Glückshormon genannt – ausgeschüttet.

Das Lernen fällt leichter. Auf der anderen Seite beflügelt uns die Wissensaneignung auch selbst. Sich etwas intellektuell erarbeitet zu haben, macht stolz, trägt zum persönlichen Wachstum bei, bringt soziale Anerkennung. Das wiederum beschleunigt das Lernen. »Tief in unserem Gehirn sind Glück und Lernen aufs Engste miteinander verknüpft«, sagt der Leiter des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm und Autor zahlreicher Bücher.

Wissen als reizvoller Wert

Vielleicht ist das auch der Grund, warum sich Menschen, gerade auch jenseits der Lebensmitte, also dann, wenn sie schon etabliert sind und der Alltag in geregelten Bahnen verläuft, einem neuen Hobby zuwenden oder sich ein anderes Betätigungsfeld suchen. Vielleicht sogar aus dem Job aussteigen, um etwas völlig Anderes zu lernen und sich eine neue Fertigkeit anzueignen. Die Bestätigung anderer ist ihnen sicher. Denn Wissen genießt einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Wer rastet, der rostet – das mag sich niemand vorwerfen lassen. Und so hat sich das Angebot an Weiterbildungskursen enorm vergrößert. Wer Haus und Hof und das schicke Auto vor der Tür stehen hat, den reizen neue Werte. Wissenswerte. Etwas, was man nicht kaufen, etwas, was man sich selbst aneignen muss – mithilfe seiner ach so gar nicht grauen Zellen.

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Das Gehirn passt sich an

Dass das auch jenseits der 50 möglich ist, haben verschiedene Studien eindeutig belegt. Professor Christian Stamov-Rossnagel, Organisationspsychologe am Zentrum für lebenslanges Lernen der Jacobs University in Bremen sagt: »Die Neurowissenschaften haben gezeigt, dass bis ins hohe Alter Nervenzellen neu gebildet werden und sich ihre Verdrahtung je nach Anforderung ändert – zum Beispiel, wenn man ein Musikinstrument erlernt.

Diese Plastizität bleibt lebenslang erhalten bei einem gesunden Gehirn.« Das gilt auch für den Erwerb einer Fremdsprache oder das Lernen eines komplexen, neuen Computerprogramms. »Vielleicht brauchen Ältere mal einen Durchgang mehr. Aber der Wissenszuwachs hat praktisch dieselbe Qualität wie bei Jüngeren.« Oft übertrumpften Senioren diese sogar, weil sie neue Informationen leichter in ihr größeres Vorwissen einordnen können.

Eine Frage der Motivation

Letztlich ist es auch eine Frage der Motivation: Was habe ich davon, wenn ich etwas lerne? Dass es Kindern in der Schule oft schwerfällt, das zu sehen, haben sie mit älteren Angestellten in der beruflichen Weiterbildung manchmal gemeinsam. Dabei ist es noch nicht lange her, dass Bildung ein Privileg war, vorbehalten den höheren Schichten und dem Klerus: Wissen ist Macht. Noch heute ist der Schulbesuch in einigen Ländern der Welt nicht selbstverständlich und oft genug abhängig von der Bildung und dem Einkommen der Eltern.

Macht das Lernen denn heute noch Sinn, in Zeiten, in denen das Internet Wissen gratis und allzeit zur Verfügung stellt? »Die Frage ist doch: Was mache ich damit?«, sagt Professor Stamov-Rossnagel. Letztlich müssen die digitalen Informationen ja auch eingeordnet werden. Dabei helfe Lebenserfahrung. Und auch Lernerfahrung: »Aber unser Gehirn macht lebenslang eh nichts Anderes als lernen!«

Was lernst Du gerade oder hättest Lust, Dir anzueignen?

6 Antworten

  1. Ich bin 58 Jahre alt und habe leider als Fremdsprache nur russisch gelernt. Auf vielen Reisen habe ich fest gestellt, dass mich dies leider nicht wirklich weiterbringt und wie vorteilhaft es ist Englisch zu sprechen, um sich international zu verständigen. Ich habe über den Facebook Market Place einen Menschen gefunden, der gern deutsch lernen möchte und wi rtreffen uns jetzt regelmäßig zu einem “Tandem-Austausch”. Wir treffen uns in einem Cafe und unterhalten uns zunächst in der einen Sprache bevor wir dann nach der Hälfte der Zeit in die andere Sprache wechseln. Das ist wirklich ganz toll, kann ich empfehlen!

  2. Sie schreiben, dass Freude ein ganz wichtiger Faktor ist. Aber die Patt-Situation ist: meist macht einem Freude, as man schon kann. Was man noch nicht gut kann, das macht auch nicht so viel Spaß. Ist jedenfalls bei mir so. Wie sehen das die anderen?

  3. Macht das Lernen denn heute noch Sinn, in Zeiten, in denen das Internet Wissen gratis und allzeit zur Verfügung stellt? Es geht ja nicht um ein Auswendig-Lernen – so wie es uns in der Schule leider oft beigebracht wird. Es geht darum, sich neue Fähigkeiten anzueignen und die Flexibilität im Kopf zu trainieren.

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