Hilfe, ich rede mit mir selbst! Ist das – normal oder krankhaft?

Muss ich mir Sorgen machen, wenn ich mich lautstark über etwas ärgere? Ist es „normal“, dass ich mich nicht nur in Gedanken, sondern tatsächlich sprechend daran erinnere, den Schlüssel mitzunehmen, wenn ich aus dem Haus gehe?
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Bildquelle: Shutterstock, Krakenimages.com

Zur Beruhigung: Die meisten Selbstgespräche sind ganz normal! Wenn Du Dich ertappst, wie Du leise murmelnd aufzählst, was Du heute auf gar keinen Fall vergessen darfst, dann brauchst Du Dir keine Gedanken zu machen, dass mit Dir irgendetwas nicht stimmt. Ganz im Gegenteil. Auch wenn Beobachter diese Monologe etwas befremdlich finden.
Für viele Menschen ist das Aussprechen von Aufgaben oder Problemen ein Weg, um sich etwas leichter zu merken oder eine Lösung zu finden. Das geht schon im Kindesalter los. Wenn ich z. B. meine Tochter fragte, wie viel drei plus drei ist, streckte sie ihre Finger in die Höhe und wiederholte laut: „Drei plus drei ist …“ Nach kurzem Nachdenken, ggf. nochmaligem lauten Wiederholen der Aufgabe, fand sie die richtige oder auch eine alternative Lösung.
Durch das Aussprechen der Aufgabe konnte sie sich besser darauf konzentrieren.
Auch wir Erwachsenen nutzen den ausgesprochenen inneren Dialog dazu, Entscheidungen zu treffen, Für und Wider abzuwägen, Gedanken zu ordnen, uns zu motivieren, Stress abzubauen oder uns über unsere Gefühle klarzuwerden. Wir bewältigen schwierige Aufgaben, indem wir jeden Schritt kommentieren, uns selbst bei Erfolgen loben oder bei Fehlschlägen mit uns schimpfen.
Ein Beispiel: Stell Dir einen Sportler oder eine Sportlerin vor, der/die gerade vor einem Weltrekordversuch steht. Ganz konzentriert wird jeder Schritt durchgegangen, der nun folgt. Kurz bevor es losgeht, wird der/die Sportler:in sehr wahrscheinlich damit beginnen, sich anzufeuern, um sich mental auf den Weg zu Höchstleistungen zu schicken.
Auf die Frage, ob man sich tatsächlich selbst gut zureden kann, antwortete die Psychologin Julia Hüwel aus München in einem Interview des Bayerischen Rundfunks mit einem klaren JA.
Wir sollten uns öfter mal gut zureden und uns selber motivieren. Ein Kompliment an sich selbst oder ein „Ja, ich schaffe das …“ können viel bewirken.

„Das hab ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“
–Pippi Langstrumpf

„Dies führt dazu, dass wir eine neue Haltung (körperlich, aber auch uns selbst gegenüber) einnehmen, wodurch wiederum in unserem Körper hormonelle Prozesse freigesetzt werden, die letztendlich die Ausschüttung von Endorphinen (sogenannter Glückshormone) begünstigen.“¹
Das bedeutet, dass eine positive Ansprache an sich selbst einen begünstigenden Einfluss auf Körper und unseren Geist haben.
Würde die/der Sportler:in vor dem Weltrekordversuch nur auf der Stelle stehen, ohne sich selbst anzufeuern und hochzupushen, würde es sehr wahrscheinlich nur beim Versuch bleiben.

Quelle: ¹Selbstgespräche: Warum uns Selbstgespräche gut tun | Bayern 1 | Radio | BR.de

Wann können Selbstgespräche krankhaft werden?

Selbstgespräche können aber auch Symptome für psychische Erkrankungen sein. Pathologisch wird es, wenn z. B. immer wieder die gleichen Sätze wiederholt werden, wenn über das übliche Maß hinaus mit sich selbst oder imaginären Gesprächspartner:innen gesprochen oder nur Zusammenhangloses und Unverständliches gebrabbelt wird. In solchen Fällen sollten Betroffene unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

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Mein Fazit

Selbstgespräche bis zu einem bestimmten Grad sind völlig in Ordnung und sogar sinnvoll. Wenn ich meine Brille mal wieder nicht finde, werde ich mich ab sofort laut fragen, wo sie denn sein könnte. Eine Antwort werde ich zwar nicht erhalten, aber vielleicht wird so mein Gedächtnis aktiviert und ich erinnere mich schneller daran, wo ich sie wieder liegengelassen habe.
„Mit sich selbst sprechen“ ist ein interessantes Thema. Seitdem ich diesen Artikel geschrieben habe, ertappe ich mich immer wieder beim Sprechen und Kommentieren bestimmter Situationen.
Wie sieht das bei Dir aus? Redest Du auch mit Dir selbst? Motivierst Du Dich, wenn eine schwierige Aufgabe zu lösen ist? Lobst Du Dich, wenn Dir irgendetwas gut gelingt?


Machst Du Dir durch Schimpfen Luft?
Schreib doch bitte mal in die Kommentare, wann und wie oft Du mit Dir redest. Wir sind sehr gespannt!

5 Antworten

  1. Liebe Marie&Henry, wie erfrischend dieser Eintrag von Ihnen. Ich glaube über das Thema habe ich noch nie etwas gelesen, dabei betrifft es in meinen Augen wirklich viele Leute, vielleicht sogar alle. Mich in jedem Fall eingeschlossen. Ich rede viel mit mir allein, z.B. wenn ich etwas Wichtiges zu erledigen habe. Oder wenn ich einkaufen gehe. Dann murmle ich halblaut vor mir her “Kaffee, Butter, Milch”, damit ich bloß nichts vergesse. Vielleicht ist das etwas kauzig, aber HEY, wer ist das nicht?! Liebe Grüße und schöne Weihnachten von Yvonna und Jürgen

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