Die Kraft, die an das Morgen glaubt

Selbst in schwierigen Situationen das Licht am Ende des Tunnels sehen? Oder zumindest die Hoffnung haben, dass es auftaucht – das ist die Zuversicht, die wir alle für ein gelungenes Leben brauchen. Mit ihr lässt sich Vieles zum Positiven wenden. Selbst in Krisenzeiten!
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Quelle: Shutterstock, fran_kie

Ukrainekrieg, Inflation und eine Pandemie, die noch immer Spuren hinterlässt. Jobverlust, Trennung oder Tod eines geliebten Angehörigen: Wie gehen wir mit solchen Krisen um, denen wir machtlos ausgesetzt sind? Wir sprechen hier nicht von positivem Denken, das von uns von jedem Buchdeckel gefordert wird, nicht von plattem Optimismus, der alles schön redet, noch von Naivität, die unbedingt an ein Happyend glaubt. „Zuversicht ist eher eine Haltung, eine tatkräftige dazu, die davon lebt, dass wir der Zukunft einen gewissen Vertrauensvorschuss entgegenbringen“, sagt Dr. Melanie Wolfers, Autorin des Buchs „Zuversicht“ (bene! Verlag, 14 Euro).

Nicht einfach, wenn persönliche Krisen wie schwarze Wolken den Horizont verdunkeln oder gesellschaftliche Umbrüche die eigene Kraft herausfordern. Dr. Melanie Wolfers macht Mut: „Zuversicht ist eine Energie, die uns dazu befähigt. Denn sie ermöglicht, positive Zukunftsvorstellungen zu entwickeln, und sie treibt uns an, Lösungsansätze zu entdecken, tätig zu werden und so das Unsrige dazu beizutragen, dass das Erhoffte auch eintritt.“ Zuversicht lässt uns an ein Morgen glauben. „Geben wir ihr in unserem Alltag Raum, dann bieten wir dem Leben Gelegenheit, uns erfreulich zu überraschen.“

Doch wie gelingt es, den Lebensmut nicht zu verlieren, wenn ein Schicksalsschlag den eigenen Kosmos von heute auf morgen umkrempelt? Ein erster Hinweis liegt bereits in der Frage selbst, sagt die Theologin und Philosophin: „Wenn man Zuversicht verlieren kann, deutet das auch: Man kann sie wiederfinden. Zuversicht ist also nicht einfach da oder nicht da. Sie ist keine angeborene Charaktereigenschaft, sondern eine innere Haltung, die sich jede und jeder – zumindest bis zu einem gewissen Grad – aneignen kann.“

Quelle: Shutterstock, oatawa

Die eigene Zuversicht zu stärken, beginnt mit der Frage: Wie nehme ich eigentlich die Welt um mich herum wahr? Mit welchen Augen blicke ich auf die Realität. Leider zeigt die Forschung: Unsere Wahrnehmung arbeitet unzuverlässig! Wir konzentrieren uns in den meisten Fällen einfach nur auf das Negative. „Also auf das, was fehlt oder belastet – ein Konflikt, ein cholerischer Chef, gesundheitliche Beschwerden oder auf das, was in der Welt schiefläuft“, so Dr. Melanie Wolfers. Das Positive dagegen gerät schnell aus dem Blick. Wir nehmen es schlichtweg als selbstverständlich hin.

Um die Angewohnheit zu durchbrechen, sich vor allem auf Probleme zu fokussieren, sollte man gut auf den Tagesbeginn achten, rät Dr. Melanie Wolfers: „Sie können am Morgen unterschiedliche Brillen aufsetzen. Je nachdem, welche Brillentönung Sie wählen – eine dunkle, eine helle, eine rosarote – wird Ihr Tag in ein anderes Licht getaucht.“ Sie persönlich beginnt jeden neuen Tag mit einem Gedicht von Andreas Knapp:

Laudes

Wenn nach Schreckstunden des Dunkels
der Morgen die Augen aufschlägt,
geh ihm singend entgegen.

Erwache ins Lob
und das Lob weckt dir die Welt,
dass sie dir singe.

Auch die letzte Viertelstunde vor dem Schlafengehen verdient Aufmerksamkeit, denn sie ist das Tor zur Nacht. Helfen kann hier, wenn man ein Dankbarkeits-Tagebuch führt. Darin notiert man, was man während des Tages an Schönem erlebt oder was einem gutgetan hat. „Sie können aber auch ein Zuversichtstagebuch führen“, rät sie. „Schauen Sie abends in einer Art ‚Tagesschau‘ zurück und schreiben Sie zwei, drei Ereignisse oder Dinge auf, die Sie hoffnungsvoll gestimmt haben.“ Und fügt hinzu: „Wenn Sie sich als spiritueller Mensch verstehen, können Sie diesen Rückblick mit einem bewussten Innehalten verknüpfen und sich betend mit dem göttlichen Geheimnis des Lebens verbinden.“

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Was außerdem hilft: Ist man zuversichtlich gestimmt, dann ist man auf eine bessere Zukunft ausgerichtet. Man entwickelt positive Zukunftsvorstellungen und dadurch weitet sich der persönliche Horizont über die aktuelle Situation hinaus. Anstatt nur auf das Negative zu schauen, öffnet sich der Tunnelblick. Von der Zukunft her fällt ein Lichtschein in die Gegenwart. Die Hoffnung als „Leidenschaft für das Mögliche“ (Paul Ricoeur) lässt uns tätig werden, um das Erhoffte zu verwirklichen.

Wie der Wunsch der Vater des Gedankens ist, so ist die Hoffnung die Mutter der Tat. Sie bewirkt, dass wir handeln, gestalten und Ideen verwirklichen. Das ist der Unterschied zwischen Zuversicht und bloßem Wunsch. Dr. Melanie Wolfers: „Zuversicht hängt übrigens auch mit Vertrauen zusammen – zu sich selbst und in die eigene Fähigkeit, mit Schicksalsschlägen umgehen zu können. Mit dem Vertrauen in andere und vielleicht sogar in eine höhere Macht, die es gut mit einem meint.“

Die Bestsellerautorin weiß: Zuversicht hat etwas mit Geduld zu tun. „Geduld ist sozusagen Fitnesstraining für die Zuversicht. Sind wir zuversichtlich gestimmt, dann stärkt dies unsere Bereitschaft und Fähigkeit, auf den Prozess des Reifens und Wachsens zu vertrauen. Anders gesagt: Hoffnung ermöglicht Geduld.“ Und von der Geduld – gepaart mit Zuversicht – lernen wir die Kunst der kleinen Schritte, anstatt dass wir zu schnell zu viel verlangen. „Sie befähigt uns, beharrlich weiterzugehen, auch wenn wir dem Ziel nur langsam näher kommen und der Weg dorthin steinig ist. Geduld hat etwas mit gezähmter Leidenschaft zu tun, und sie führt zu tatkräftiger Zuversicht: Anstatt verärgert oder resigniert das Handtuch zu werfen, lässt sie uns dranbleiben an dem, was wir erstreben oder erhoffen“, so die gefragte Speakerin.

Quelle: Shutterstock, vectorfusionart

Zuversicht ist geradezu unverzichtbar für ein glückendes Leben. Gerade in der Verarbeitung von Krisen spielt sie eine große Rolle: „Im Tiefpunkt lassen wir alle konkrete Hoffnung auf eine Wiederherstellung des alten Lebens fahren und haben noch keinen blassen Schimmer vom neuen. Genau dann kann sich unverhofft die Zuversicht einstellen, dass selbst in der allergrößten Not noch nicht das letzte Wort gesprochen ist“, sagt Dr. Melanie Wolfers. Und die Erkenntnis, dass in Krisenzeiten auch immer etwas Gutes steckt.

2 Antworten

  1. Wenn nach Schreckstunden des Dunkels
    der Morgen die Augen aufschlägt,
    geh ihm singend entgegen.
    ??

    Das ist aber ein düsteres Gedicht, und damit startet die Dame jeden Tag? HORROR! Zum Glück sind weder meine Nächte, noch meine Tiefs im Leben so schrecklich.

  2. Hallo Leute,

    also ich finde Dankbarkeit ist ein Mindset und ich kann bestätigen, dass es einem eine rosarote Brille aufsetzt, so wie die Autorin dieses Artikels es beschreibt. Dankbarkeit bedeutet, die guten Dinge zu schätzen und sich bewusst zu werden, wie schön das Leben ist.

    Ich bin übriges auch dankbar für euren coolen Blog!

    Mit freundlichen Grüßen
    Henni

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