Jung, jünger, noch jünger -– das scheint vielerorts das einzige Ziel zu sein. Dabei gibt es so viel Gutes, was wir nur durch das Älterwerden erreichen können. Gerade in der zweiten Lebenshälfte ergeben sich neue mentale Einstellungen und ungeahnte Freiheiten. Wir haben uns gefragt: Was ist das Beste am Älterwerden? Hier kommt das Ergebnis …
Mehr Zeit und Gelassenheit
Das Älterwerden ist ein wichtiger Teil des Lebens, und es bringt tatsächlich viele Vorteile mit sich. Wir finden: Einer der besten Aspekte des Älterwerdens ist, dass man eine gewisse Weisheit und Erfahrung erlangt, die einem dabei hilft, bessere Entscheidungen zu treffen und sich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren. Kleinigkeiten, die Dich mit Anfang 20 noch aus der Bahn geworfen haben, sind nun keine Aufregung mehr wert. Du bist resistenter gegenüber den Widrigkeiten des Lebens. Und ganz ehrlich: Das Leben geht immer weiter -– und jetzt hast Du die Chance, einfach nur auf Dich zu hören und zu tun, worauf Du Lust hast. Und dann kannst Du genau das anpacken. Sei es beruflich oder privat, ein neues Projekt, eine spannende Erfahrung oder inspirierende Begegnungen.
Großeltern werden
Die Kinder sind groß, das Haus ist bezahlt -– wo ist das nächste Ziel? Für manche Menschen in der zweiten Lebenshälfte sind das die Enkel. Für Dich auch? Das ist nur verständlich, denn Oma oder Opa zu werden, ist ein besonderer Moment im Leben. Es gibt viele Dinge, die das Großeltern-Werden zu einer besonderen Erfahrung machen und die man genießen kann.
Die Großelternrolle ist einzigartig. Denn Dein Enkelkind ist natürlich Dein Fleisch und Blut, aber Deine Verantwortung ist deutlich geringer als bei Deinen eigenen Kindern. Du kannst eine liebe- und vertrauensvolle Beziehung zu Deinen Enkelkindern aufbauen und ihnen helfen, ihre Träume zu verfolgen. Auch bei der Suche nach ihrem Weg und ihrer Identität kannst Du Deine Enkel unterstützen -– und auf ihre Erfolge stolz sein.
Großeltern können außerdem ihrer Familie eine solide Basis und wertvolle Unterstützung bieten. Sie können helfen, die Familienbande zu stärken und ein Gefühl der Verbundenheit und Liebe zu vermitteln. Sie können die Familie auch bei schwierigen Zeiten unterstützen und dabei helfen, Lösungen für Probleme zu finden. Insgesamt sind Großeltern also wirklich wertvoll für alle Enkelkinder und deren Eltern.
Herzensprojekte vorantreiben
Gerade ab der Rente hast Du statt beruflicher Verpflichtungen die Möglichkeit, Deine Herzensprojekte voranzutreiben. Du stärkst damit nicht nur Deinen Selbstwert und bereicherst Deinen Alltag, sondern kannst auch für andere einen echten Benefit bieten. Herzensprojekte können ganz unterschiedlich aussehen.
Hier ein paar Beispiele für spannende Projekte in der zweiten Lebenshälfte:
- einen Freiwilligendienst im Ausland absolvieren
- ein Start-up gründen
- eine Leih-Oma bzw. ein Leih-Opa werden
- ein Buch (zum Beispiel Roman oder Memoiren) schreiben
- einen Familienbaum zusammenstellen
- eine neue Sprache lernen
- ein neues Instrument lernen
- eine Weltreise machen
- ein Ehrenamt im Kinderheim, bei der Kirche, bei der lokalen Obdachlosenhilfe etc.
- die Gestaltung eines Gartens bzw. Schrebergartens
- Kleintierzüchtung
- den Jakobsweg laufen
- sich mit einer neuen Kultur auseinandersetzen
- in einem Theaterstück oder Musical mitspielen
- einen Film machen
- einen Tauchschein machen
- einen Roadtrip unternehmen
- alte Kontakte wieder aufleben lassen
- Orte der Familiengeschichte aufsuchen
Was interessiert Dich? Was wolltest Du schon länger mal machen? Jetzt ist Deine Zeit!
Für viele Menschen ist es schwer, sich nach einigen Jahren des Berufs- und Familienlebens wieder an ein neues Projekt heranzuwagen. Aber wenn man einmal den Mut dazu hat, kann es für jeden eine sehr lohnende Erfahrung sein, denn das Vorantreiben eines Herzensprojekts kann einige Vorteile bieten. Dein Herzensprojekt kann Dich auf ganz unterschiedliche Weise fordern. Du erwirbst vielleicht neue handwerkliche Fähigkeiten, erhältst neue Einblicke in bürokratische Angelegenheiten oder begegnest Menschen, die Dir spannende Perspektiven liefern. Du profitierst von Deiner Erfahrung und baust Dein Wissen und Deine Fähigkeiten aus, nutzt Deine Kontakte und kannst Dich frei entfalten. Du erschaffst Neues und kannst Dich mit anderen darüber austauschen. Vielleicht ist es am Anfang nicht leicht, den Schritt aus der Komfortzone zu machen, aber gerade der Austausch mit anderen kann dabei helfen, den Mut zusammenzunehmen.
Es ist wichtig, dass man sich beim Vorantreiben eines Herzensprojekts Zeit nimmt, um es zu genießen. Lege Dir einen Zeitplan zurecht und gönne Dir auch kleine Belohnungen gönnen, damit Du motiviert dabei bleibst. Es ist auch eine gute Idee, sich ein soziales Netz zuzulegen, das den Fortschritt Deines Projektes immer wieder abfragt.
Freiheiten genießen
Du musst letztlich gar nichts mehr! Du musst nie wieder früh aufstehen, um Windeln zu wechseln oder Schulbrote zu schmieren, Du musst es keinem Arbeitgeber mehr recht machen, nach Urlaubstagen fragen oder eine Gehaltserhöhung aushandeln. Du musst keine angetrunkenen Teenager mehr von Freunden abholen oder Kindergeburtstage organisieren. Im Grunde kannst Du alles machen, was und wie Du willst. Wenn Du wegfahren möchtest, solltest Du ein paar Verwandten oder Freunden Bescheid sagen und brauchst dann nur noch ein Ticket zu buchen. Wenn Du ausschlafen willst, kannst Du das ohne Hemmungen tun. Wenn Du ausgefallene Hobbys antesten oder außergewöhnliche Fächer studieren möchtest, ist das Deine Chance, tolle Erfahrungen zu machen.
Fazit
Wir lieben das Älterwerden. Denn man wird nicht nur gelassener und zufriedener, sondern kann auch vieles aus seinem Erfahrungsschatz weitergeben und sich an Erinnerungen erfreuen. Du kannst Deine Herzensprojekte verfolgen und ganz viel Neues entdecken, was vielleicht schon lange auf Deiner To-do-Liste stand. Die zweite Lebenshälfte ist eine Zeit, in der es endlich wieder mehr um Dich geht. Und das solltest Du einfach genießen.
Welches Herzensprojekt steht auf Deiner Liste? Inspiriere uns mit Deinem Kommentar!
9 Antworten
Nun, ich weiss nicht ob es das Beste am Älterwerden ist, was ich gern mit euch teilen möchte. WOh nicht. Eher das Schlechteste – oder einfach die Realität des Bewusst-Werdens.
Mir ist klar geworden, dass so viele Dinge, die mir als Tatsachen beigebracht wurden, größtenteils Lügen sind. Geschichte, Religion, Politik und die Medien sind alles Dinge, über die ich jetzt, wo ich fast 67 bin, ganz anders denke. Seit Jahren weiß ich, dass das meiste davon erfunden ist, um unsere Gesellschaft zu formen.
Dies für die Religion zu akzeptieren, die mir immer viel bedeutet hatte, fiel mir besonders schwer. Ich wusste immer, dass die meisten Geschichten in der Bibel eher Märchen sind, aber dieses Jahr habe ich endlich akzeptiert, dass die Geschichte von Christus einfach nicht real ist. Wir werden alle sterben. Alles wird wieder so sein, wie es vor meiner Geburt war. Ich werde einfach nicht mehr existieren und ich bin damit einverstanden. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es viele andere Christen in meinem Alter gibt, die nicht an Christus bzw. die Wiederauferstehung und das Leben nach dem Tod glauben, aber nichts sagen, weil es Strukturen durcheinander bringen würde, die auf Macht gründen.
Guten Abend Marie und Henri,
Ihr Artikel hat mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht. ch möchte ganz ehrlich mit Ihnen sein. Und mir mir:
ich bin 73 Jahre alt und bereue, dass ich den größten Teil meines Lebens damit verbracht habe zu tun, was andere von mir erwarten aus Angst, dass ich nicht dazu gehöre.
Es gibt ein altes Sprichwort, dieses lautet “Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert”. Und dies ist die Realität. Wobei ich das Wort “ungeniert” gern ersetzen würde mit “glücklich und frei”.
Aber das reimt sich nicht so schön.
Herzliche Grüße, Ihre Bernadette
Für mich bedeutet Älter werden endlich ohne schlechtes Gewissen machen zu können , was mir eh immer am liebsten war. Schon in jungen Jahren war ich nicht unbedingt auf dem Trip „Spaß“ im Sinne von Clubs, Partys, Alkohol, Begierde, Gelegenheitssex und so weiter. Habe mitgemacht, weil dachte das muss so sein. Mich aber immer irgendwie leer gefühlt. Wenn ich allein zuhause war mit meinen Tieren ode reinem guten Film haben meine Freundin mich als Langweilerin abgestempelt.
Heute sagt keiner mehr was, und ich geniesse mein Leben.
Meine Meinung zum Älterwerden: mein Körper verwandelt sich langsam in Scheiße, aber du fühlst dich immer noch wie du selbst innen.
Hallo,
der Blick nach hinten tut mir persönlich weh. Ich habe fünf Jahre damit verschwendet, mir zu wünschen, ich hätte in meinen 20- bis 30-Jährigen die Dinge anders gemacht. Es hat mich nur deprimiert und verärgert. Ich bin nun fast 60. Eine neue Entwicklung ist im Gange. Ich habe täglich Schmerzen, kann nicht ohne Folgen rennen und springen, aber ich finde neue Dinge, die mir auf sanftere Weise wieder Freude bereiten. Ich arbeite daran, gesund zu bleiben und mein Bestes zu geben.
Es stimmt schon was ihr schreibt, dass man positiv nach vorne blicken sollte.
Das werde ich jetzt tun, ich bemühe mich schon seit knapp zwei Jahren sehr stark.
Guten Tag,
meine persönlichen Erfahrungen mit dem Älter Werden sind:
Leider stelle ich fest, dass mir 99 % der Menschen, mit denen ich interagiere, egal geworden sind. Ich meine, wenn etwas Schlimmes passiert, rege ich mich vielleicht einmal kurz auf, aber die Chancen stehen gut, dass ich kaum bis keine Zeit damit verschwende, an jemanden zu denken, den ich in der letzten Woche nicht gesehen oder mit dem ich nicht gesprochen habe. Kann sein, dass ich vergesslich werde. Vielleicht werde ich auch stumpf. Oder formulieren wir es mal positiv: gelassen.
Ist es schlimm, dass ich das über mich selbst erkannt habe? War ich schon immer so? Sind wir alle so?
Ich erkenne es in meinem Enkel (16) wieder. Ihm ist alles egal, außer er selbst.
Vielleicht ist dies die ursprüngliche und gesunde Grundart des Menschen.
Wer weiss.
Danke auf jeden Fall für den Artikel.
Also mein Learning im Alte rist:
Dass die Leute nicht annähernd so viel an dich denken wie du an sie.
🙂
LEUTE!!!!
was ist das denn für ein Trauer-Chat hier? Sche*** auf die Vergangenheit und blickt nach vorne, es liegen noch so viele wunderschöne Dinge vor uns und was mal war ist vorbei. Es bringt nichts sich daran aufzuhängen.
THINK POSITIVE!!!
Ha ha ha. Babs, Du hast Recht!
Ich will nicht unsensibel sein, klar ist es blöd und tut weh wenn man Entscheidungen im Leben bereut, die man nicht rückgängig machen kann, aber es bringt wirklich nichts, darüber verbittert zu werden.
Ich sage immer:
Wieder aufstehen, Krönchen richten und weiter gehts!