Alleine nie mehr einsam!

„Einsamkeit ist wie ein Eisberg. Es geht tiefer, als wir sehen können.“ – John Capiocco, Psychologe und Forscher zum Thema Einsamkeit
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Quelle: Shutterstock, FotoDuets

Viele Menschen sind allein, trotzdem sind sie nicht einsam. Aber es gibt auch die Menschen, bei denen das Gefühl des Alleinseins tiefer sitzt, die sich ausgeschlossen und isoliert fühlen. Fast jeder Fünfte in Deutschland fühlt sich ständig oder häufig einsam. Und die Einsamkeit hat Folgen.


Die Zahlen sind alarmierend. Circa 20 Prozent der Deutschen fühlen sich mehr oder weniger einsam. Tendenz steigend. Dabei ist es völlig unerheblich, wie alt eine Person ist oder welcher sozialen Schicht sie angehört. Die einen fühlen sich in ihrer Single-Wohnung einsam, die anderen überkommt dasselbe schmerzliche Gefühl trotz großer Familie mit Kindern.
Und obwohl Einsamkeit keine Krankheit, sondern „nur“ eine Emotion ist, kann diese dennoch krank machen: Die Palette reicht von Depressionen über chronische Schmerzen bis hin zu Schlaganfällen und Herzinfarkten.

Auslöser von EInsamkeit

Wie schon erwähnt: Es kann jeden treffen. Auffällig ist, dass sich vor allem junge Menschen im Alter von 18 bis 39 Jahren dauerhaft oder häufig einsam fühlen. Aber auch mittlere und hohe Altersgruppen sind von Einsamkeit betroffen und ab einem Alter von 80 Jahren steigt das Einsamkeitsrisiko extrem.


DIE EINE Ursache, die Einsamkeit auslöst, gibt es nicht. Meist ist es ein Zusammenspiel von mehreren individuellen und gesellschaftlichen Faktoren, das die Menschen in die Isolation rutschen lässt. Diese sind beispielsweise:

  • eigene Charaktereigenschaften
  • das Alter
  • schlechte Erfahrungen
  • Krankheiten
  • Lebensveränderungen
  • die Anonymität der Städte
  • qualitativ schlechte soziale Bindungen
  • Armut
  • niedriges Einkommen
  • niedriger Bildungsstand
  • Hochbegabung
  • beruflicher Stress und die daraus resultierende Erschöpfung
  • Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen, die von der gesellschaftlichen Norm abweichen

Gerade für die junge Generation stellen die sozialen Medien eine große Gefahr dar: Es findet keine echte Kommunikation von Mensch zu Mensch mehr statt, persönliche Begegnungen, die natürlichste Form der Verständigung, werden von einem digitalen Informationsaustausch abgelöst. Missverständnisse sind vorprogrammiert, weil Emotionen der Gesprächspartner:innen im Verborgenen bleiben.

Quelle: Shutterstock, Krakenimages.com

Einsamkeit, ein tabuisiertes Thema.

Lasst uns mal über ein Tabu reden: Was ist, wenn Du nicht attraktiv, aktiv, berufstätig, erfolgreich, beliebt und perfekt vernetzt, nicht ununterbrochen gut gelaunt und stets erreichbar bist, egal ob persönlich oder in den sozialen Netzwerken? Bist Du dann wertvoll genug für unsere Gesellschaft? Oder lässt sie Dich links liegen?
Aber selbst dann, wenn Du all diese Ansprüche erfüllst, kannst Du trotzdem einsam sein. Gefühle sind subjektiv und genauso wird Einsamkeit wahrgenommen.
Der erfolgreiche Manager und der umjubelte, glamouröse Star können sich ähnlich einsam fühlen, wie die ältere, alleinstehende Seniorin oder der sich unverstanden fühlende Teenager; jeder aus anderen Gründen.
Was sie gemeinsam haben: Sie sind unglücklich und fühlen sich ihrer Situation hilflos ausgeliefert. Sie sehnen sich auf der einen Seite nach Zugehörigkeit, haben aber auf der anderen Seite aus verschiedensten Gründen Schwierigkeiten, soziale Kontakte zu knüpfen, oder schämen sich derselben. Oftmals fühlen sie sich selbst nicht attraktiv, unverstanden und ungewollt. Aus Angst vor Ablehnung und Stigmatisierung haben sie nicht den Mut, sich zu offenbaren, Menschen anzusprechen und Kontakte zu knüpfen.

Quelle: Shutterstock, GaudiLab

Wege aus der Einsamkeit

„Einsamkeit ist eine Gefängniszelle, die sich nur von innen öffnen lässt“, soll ein gewisser Alfredo Le Mont einmal gesagt haben.
Das bedeutet, dass die Betroffenen nur selbst etwas an ihrer Situation ändern können. Diese Erkenntnis wird viele erschrecken oder verunsichern, denn genau da liegt ja ihr Problem. Trotzdem müssen sie selbst aktiv werden, um aus dem bedrückenden und krankmachenden Gefühl der Isolation auszubrechen.

Step 1
Wenn Du Dich einsam fühlst, solltest Du Dich zunächst mit der Frage auseinandersetzen, was die Gründe für Deine Einsamkeit sein könnten. Das hilft, die weiteren Schritte zu planen.
Sind es die mangelnden sozialen Kontakte? Bist Du mit der Qualität der bestehenden Kontakte zufrieden? Fühlst Du Dich durch andere Faktoren wie beispielsweise Arbeitslosigkeit, das Alter, ein neues Lebensumfeld, Verluste usw. isoliert?
Tipp: Führe ein Tagebuch und halte darin die Situationen fest, in denen Du Dich einsam fühlst. Und natürlich auch Deine Gefühle und Sehnsüchte.

Step 2
Ändere die Einstellung zu Dir selbst. Du bist, wie Du eben bist – und das ist gut so. Glaube an Dich! Die Welt braucht verschiedene Menschen, um sich zu drehen. Sie braucht die Introvertierten genauso wie die Extrovertierten. Sie braucht die Vordenker, die Träumer, die Leisen und die Lauten, die Großen und die Kleinen. Vielleicht hilft Dir ein ganz persönlicher Leitspruch, der Mut und Hoffnung gibt, Deine „Gefängniszelle“ zu öffnen, wie z. B.: „Ich bin wie ich bin, weil ich meine eigene Geschichte habe. Meine Geschichte macht mich einzigartig. Und das ist gut so!“

Step 3
Sei mutig! Und das könnte so aussehen:

  • Versuche, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Sprich Deinen Nachbarn an, rede mit Wartenden in der Supermarktschlange, frage Fremde nach dem Weg. Das hilft schon mal, sich zu überwinden, auf andere zuzugehen und ins Gespräch zu kommen. 
  • <li ” aria-level=”1″>Verbringe Quality-Time mit Menschen, die Dir guttun. Es kommt nicht darauf an, wie viele Kontakte in Deinem Handy gespeichert sind oder wie vielen WhatsApp-Gruppen Du angehörst. Manchmal tut es gut, die eine oder andere Gruppe zu verlassen und einen Kontakt zu löschen. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
  • Frage Dich, was Dir Spaß machen könnte. Werde Mitglied in Sportvereinen, besuche einen Malkurs, tritt einem Chor bei und und und. Fang an, rauszugehen und wieder am Leben teilzunehmen.
  • Nimm Kontakt zu Menschen auf, denen es ähnlich geht. Das funktioniert z. B. über eine ehrenamtliche Tätigkeit. So findest Du nicht nur Gleichgesinnte, sondern tust auch noch Gutes. Ganz nach dem Motto: „Helfen macht glücklich!“.
  • Aktiviere alte Freundschaften. Hier hilft es, offen zu sein und von den Problemen zu berichten, die dazu führten, dass Du Dich zurückgezogen hast. 
  • Wünschst Du Dir vielleicht ein Haustier? Vielleicht ist jetzt gerade der richtige Zeitpunkt, um Hund, Katze oder Kaninchen anzuschaffen, wenn es in Deinen Alltag passt. Schau doch mal im Tierheim vorbei. Dort warten viele einsame Fellnasen auf ein neues Zuhause.

 

Solltest Du es nicht schaffen, von allein aus der Einsamkeit auszubrechen, dann scheue Dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vertraue Dich Deiner Ärztin oder Deinem Arzt an, die Dir gegebenenfalls wirksame Therapien empfehlen können.

Wenn Du schnelle Hilfe benötigst oder einfach nur einmal reden möchtest, dann bieten:

        anonyme und vertrauliche Hilfe an.

Wir wünschen allen Betroffenen ganz viel Erfolg auf ihrem Weg.

Quelle: Shutterstock, Jacob Lund

Allein, aber nicht einsam – worin besteht der Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit?

Es ist schon paradox: Manchmal fühlen wir uns in einer Menschenmenge ziemlich einsam und manchmal sind wir mutterseelenallein und genießen es.
Alleinsein und Einsamkeit beschreiben in etwa den gleichen Zustand, haben aber nichts miteinander zu tun.
Die AOK erklärt den Unterschied auf ihrer Website so: „Im Gegensatz zur Einsamkeit ist bewusstes Alleinsein ein selbst gewählter Zustand. Allein zu sein wird häufig mit positiven Aspekten verbunden: Man kann sich zurückziehen, die Batterien wieder aufladen.“

Das gewählte Alleinsein ist also ein bewusstes und freiwilliges Annehmen der Situation. Der Mensch fühlt sich auch ohne die Gesellschaft anderer Menschen wohl und kann das Alleinsein sogar genießen.
Ein einsamer Mensch wird die gleiche Situation als negativ empfinden. Von Genuss kann keine Rede sein. Er wird sich unfreiwillig ausgeschlossen und unverstanden fühlen.

INFOBOX:

Fazit:
Wahrscheinlich kennen wir alle das Gefühl von Einsamkeit und haben auch schon das ein oder andere Mal das Alleinsein genossen.
Wir sind gern allein, um Kraft zu tanken und einfach mal uns um uns selbst zu kümmern.
Ich persönlich genieße es manchmal sehr, wenn meine Familie samt Hund „ausgeflogen“ ist und ich allein bin. Dann brauche ich weder Radio noch Fernsehen. Ich entspanne mit einem Buch, freue mich über die Stille und darüber, nichts tun zu müssen.
Einsam fühlen wir uns z. B., wenn wir Abschied von geliebten Menschen nehmen müssen oder uns unsere große Liebe verlässt. Diese Lebenssituationen kenne ich natürlich auch und ich weiß, welche Lücken solche Ereignisse hinterlassen. Ich fühlte mich trotz meiner Familie, meiner Arbeit und meiner Freundinnen und Freunde einsam.
Aber das Leben ging weiter und irgendwann war es an der Zeit, diese Lücken wieder stückweise aufzufüllen. Und dabei halfen mir andere Menschen, denen ich mich anvertrauen konnte.

Hast Du auch schon Phasen der Einsamkeit erlebt und wenn ja, wie bist Du damit umgegangen?
Kannst Du das Alleinsein genießen und was machst Du am liebsten, wenn Du allein bist?

2 Antworten

  1. Liebes Team von Marie& Henry,
    ich habe vor einigen Jahren meine Frau verloren und fühle mich seitdem sehr einsam. Sie war in unserer Ehe immer diejenige, die die sozialen Kontakte aufrecht erhalten und gepflegt hat, mich hat sie “mitgezogen”. Damals habe ich oft darüber geschimpft, doch heute fehlen mir die Kontakte. Ich selbst fühle mich nicht in der Lage, diese zu pflegen, denn mir fehlt einfach die Kraft. Ich weiss nicht, was ich tun soll.
    Freundliche Grüße, Harry

    1. Lieber Harald,
      wir danken Dir für Deine Ehrlichkeit, es ist viel wert, die eigenen Defizite – die wir alle haben – zu erkennen. Wir empfehlen Dir, Dir Hilfe zu holen und Deine Schwierigkeit soziale Kontakte zu pflegen klar zu benennen.
      Schau mal ganz am Ende des Artikel-Absatzes “Weges aus der Einsamkeit” haben wir einige Anlaufstellen zusammen gestellt, an die Du Dich wenden kannst, Du musst nur auf den hinterlegten Link klicken und wirst weiter geleitet.
      Herzlichst, Marie & Henry

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Bis bald,

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